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Ernüchternde Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel für Hessen

Foto: C. Moning
Foto: C. Moning

In Deutschlands Gärten und Parks piept und zwitschert es immer weniger. Bei der bundesweiten „Stunde der Gartenvögel“ am zweiten Maiwochenende wurden im Schnitt nur noch 28,45 Vögel pro Garten gezählt. Das ist ein deutlicher Abfall zu 2024, wo es noch knapp 30 waren. Vor zehn Jahren wurden sogar noch 36 Vögel pro Garten gesichtet, 2021 waren es 33 Vögel.

Dass die Zahl aller gesichteten und gemeldeten Vögel immer weiter abnimmt, ist keine Überraschung. Neben Einzeleffekten wie die Verbreitung von Krankheiten für bestimmte Arten haben viele Populationen, die in unsere Städte und Dörfer kommen, mit fehlender Nahrung, Hitze, Trockenheit und anderen Problemen zu kämpfen. Wenn es weniger Biodiversität auf unseren Äckern, am Waldrand, in Gärten gibt, fehlt immer mehr Vögeln die Nahrung, der Nistplatz, der Lebensraum.

Durch das strahlende Sonnenwetter am Zählwochenende waren die Mauersegler bei uns besonders gut zu beobachten und haben sich in Hessen abweichend zu den bundesweiten Meldungen den vierten Platz ergattert. Wenn wir aber auf die vergangenen 20 Jahre zurückschauen, sehen wir, dass auch bei den Mauerseglern der Trend eher nach unten geht. Unsere Zählungen sind Momentaufnahmen. Erst die Kontinuität über Jahre gibt uns ein realistisches Bild von der Bestandsentwicklung der Arten.

Bei der Zählung stand die Amsel besonders im Fokus. Hier bestand der Verdacht, dass das in einigen Regionen im vergangenen Sommer wieder stark aufgetretene Usutu-Virus sich bei den Sichtungen bemerkbar machen könnte. Das scheint sich leider zu bewahrheiten. Im vergangenen Jahr wurden uns vor allem aus Norddeutschland mehr Verdachtsfälle zu Infektionen mit dem Virus gemeldet als bisher. Dort wurden jetzt bei der Vogelzählung im Mai deutlich weniger Amseln pro Garten gemeldet. In Hessen waren die Einbrüche im letzten Jahr zum Glück nicht so massiv. Eine Infektion mit dem tropischen Virus verläuft bei Amseln häufig tödlich, was den Bruterfolg im Vorjahr deutlich beeinflusst haben kann und sich nun offenbar in den verminderten Sichtungen niederschlägt. Negativer Spitzenreiter ist Schleswig-Holstein mit 31 Prozent weniger Amseln im Vergleich zum Vorjahr. In Niedersachsen sind es 27 Prozent weniger Amselsichtungen, ebenso wie in Mecklenburg-Vorpommern.

Was fehlt den Vögeln?
Tendenziell haben es Gebäudebrüter wie der Haussperling zunehmend schwer, besonders in Städten Brutplätze zu finden. Die Zahl der Häuser, an denen Spatzen oder Hausrotschwänze unter losen Dachziegeln Nischen zum Brüten finden, nimmt konstant ab. Alte Gebäude werden saniert oder abgerissen, oft ohne, dass ersatzweise Nisthilfen an Neubauten entstehen. Hinzu kommt der ungebrochene Trend zu sterilen Gärten: Es werden Schottergärten trotz gesetzlichem Verbot gebaut, Kirschlorbeerhecken gepflanzt und Flächen neu versiegelt. Manche Hausbesitzende in Städten wehren Tauben mit Netzen ab, sperren damit aber alle Vögel aus.

Der dringlicher Appell richtet sich an Politik, Kommunen, Unternehmen und Privatleute gleichermaßen: Vögel sind wichtige Indikatoren, wie es um unsere Natur bestellt ist. Dass etwa immer weniger Spatzen von den Dächern pfeifen, geht uns alle an. Das erfreuliche: Wir können die Trendwende gemeinsam selbst einläuten, mit mehr Insektenschutz, mehr Toleranz und mehr Naturschutz. Damit gewinnen wir mehr Artenvielfalt, aber auch Lebensqualität, Freude und schöne Erlebnisse direkt vor unserer Haustür.

Die Vogelzählung des NABU fand bereits zum 21. Mal statt. Die NABU-Ornithologen können sich dank der zahlreichen engagierten Teilnehmenden ein gutes Bild der Bestandtrends über die Jahre machen. Bei der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ haben über 57.000 Menschen mitgemacht und Vögel aus mehr als 39.000 Gärten und Parks in ganz Deutschland gemeldet. In Hessen beteiligten sich dieses Jahr knapp 3.700 Menschen und meldeten über 72.450 Vögel aus hessischen Gärten und Parks.

 

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